Mittwoch, 11. Januar 2006

Heroin;Wirkungsweise einer illegalen Substanz

Ich möchte an dieser Stelle darum bitten, auch den folgenden Link zu beachten: http://behr.cabanova.de/
Außerdem möchte ich zu einer Diskussion aufrufen, weil ich die Meinung der Besucher erfahren möchte, die meine HP besuchen.Was haltet ihr von den bisherigen Beiträgen, die hier von mir zu lesen sind?
Die Substanz ...
Heroin gehört zu der Substanzgruppe der Opiate und Opioide. Es handelt sich hierbei um ein Derivat des Morphins, des wichtigsten Alkaloids des Opiums. Ausgangsstoff für die Heroinherstellung ist das Rohopium, das durch Anritzen der unreifen Fruchtkapseln des Schlafmohns gewonnen wird und etwa 10-18% Morphin enthält. Die über verschiedene chemische Prozesse entzogene Morphinbase wird durch ein weiteres chemisches Verfahren (Acetylierung) in Morphinhydrochlorid, das so genannte Heroin Nr. 1, gewandelt, das einen Wirkstoffgehalt von 60-80% besitzt. Durch entsprechende weitere Verfahren werden Heroin Nr. 2, die als graues bis weißes Pulver erscheinende Heroinbase, und Heroin Nr. 3, eine bereits wasserlösliche grau-braune Substanz (brown sugar), gewonnen. Heroin Nr. 4 schließlich ist ein bräunliches oder weißes kristallines Pulver, dessen Wirkstoffkonzentration bei über 90% liegen kann.
Das auf dem illegalen Markt erhältliche Heroin wird in verschiedenen Qualitäten angeboten und enthält noch weitere, zum Teil hinzugemischte Wirkstoffe, wie z.B. Codein. Der Wirkstoffgehalt schwankt zwischen 10 und 95% und liegt bei mittleren Qualitäten um 50%. Für einen "Schuss" Heroin werden meist 10 mg, zum Rauchen etwa 25 mg Heroin benötigt

... und ihre Konsumformen
Als Straßenheroin wird die Substanz in kleinen Päckchen pulverförmig angeboten. Die Wirkstoffkonzentration schwankt in der Regel zwischen 5 und 30% . Vor allem in Deutschland ist das intravenöse Injizieren die gebräuchlichste Konsumform, während in Großbritannien und in den Niederlanden mehr auf Folie geraucht oder geschnupft wird. Aus Angst vor der mit dem Spritzen verbundenen Infektionsgefahr nehmen allerdings auch in Deutschland diese Konsumformen zu. Hierbei bleibt jedoch der für die intravenöse Verabreichung typische flash - das augenblicklich spürbare Hochgefühl - aus, und aufgrund der geringeren Wirksamkeit sind größere Mengen Heroin erforderlich. Insbesondere gewöhnte Konsumenten gehen deshalb meist wieder zum Spritzen über.
Für eine Injektion wird das Heroinpulver in Wasser - häufig unter Zusetzung von Zitronensäure - durch Erhitzen gelöst und anschließend durch Watte oder Zigarettenfilter filtriert aufgezogen. Zum Rauchen wird das Heroin meist auf Aluminiumfolie gegeben (chasing the dragon) und von unten langsam erhitzt. Die hierdurch entstehenden Heroindämpfe werden mit einem Rohr eingesaugt. Beim Schnupfen wird Heroin - ähnlich dem Kokain - durch ein Röhrchen in die Nase eingezogen. Die orale Einnahme spielt bei Heroin jedoch kaum eine Rolle, da sich hierbei die Wirkung nur sehr langsam und wenig intensiv entfaltet.
Bei bestehender Abhängigkeit benötigen Heroinkonsumenten zwischen 0,5 und 3 g Heroin pro Tag, verteilt auf drei oder mehr Injektionen, die bei Nichtgewöhnung mehrfach tödlich wirken würden.
Die Effekte ...
Mitentscheidend für die Wirkung des Heroins sind vor allem der Grundzustand und die Bedürfnisse des Konsumenten, während die Umgebung, in der der Konsum stattfindet, eine eher untergeordnete Rolle spielt. In der Regel wirkt Heroin beruhigend, entspannend und schmerzlösend, gleichzeitig bewusstseinsmindernd und stark euphorisierend. Heroin dämpft die geistige Aktivität und beseitigt negative Empfindungen wie Angst, Unlust und Leere. Probleme, Konflikte und Belastungen des Alltags werden nicht mehr als solche wahrgenommen, unangenehme Wahrnehmungen und Reize werden ausgeblendet. Der Konsument fühlt sich glücklich und zufrieden. Die Wirkungen treten bereits kurz nach der Verabreichung ein.
Wirkungsweise
Bei intravenöser Injektion erreicht der Wirkstoff über die Blutbahn sehr rasch das Gehirn und wirkt unmittelbar auf das zentrale Nervensystem. Dort setzt er sich an bestimmten Rezeptoren fest und beeinflusst die Aktivität der Zellen, indem er das an dieser Stelle wirksame neurochemische Gamma-Amino-Buttersäure-System (GABA-System) hemmt. Hierdurch wiederum entsteht eine Enthemmung des nachgeschalteten Dopaminsystems, das für die Belohnungsmechanismen und vermutlich für das Lusterleben zuständig ist. Die Ausscheidung der Substanz erfolgt vorwiegend mit dem Harn, wobei Heroin schwer spezifisch nachweisbar ist.
... und die Risiken
Neben der Gefahr einer sich rasch einstellenden Abhängigkeit (s.u.) und der damit verbundenen körperlichen und sozialen Konsequenzen, ist mit dem Heroinkonsum auch eine Reihe akuter Risiken verbunden, die vor allem in seiner starken Wirksamkeit begründet sind. So besteht ein nur geringer Spielraum zwischen Verträglichkeit und toxischer Wirkung, die bereits bei 5 mg einsetzt, wenn jemand nicht an die Substanz gewöhnt ist. Auch eine zuvor gewohnte Dosis kann nach kurzzeitigem körperlichen Entzug bereits zu schwerwiegenden bis tödlich endenden Komplikationen führen. Doch auch anhaltender Heroinkonsum kann mit einer tödlichen Vergiftung enden. Dies ist vor allem dann möglich, wenn infolge der starken körperlichen Gewöhnung und der relativ kurzen Wirkdauer der Substanz die Menge und Häufigkeit des Konsums sehr rasch gesteigert werden müssen, um den körperlichen Entzugssymptomen entgegenzuwirken.
Eine Heroinvergiftung zeigt sich in Bewusstlosigkeit, Atemdepression und Kreislaufversagen mit Verlangsamung der Herztätigkeit. Die meisten Todesfälle infolge einer Überdosierung sind auf die Lähmung des Atemzentrums zurückzuführen. Eine mit der Bewusstlosigkeit verbundene besondere Gefahr ist das Ersticken an Erbrochenem. Lungenödeme und Embolien können ebenfalls als Folge einer Heroinvergiftung auftreten. Da Heroin in sehr unterschiedlichen, durch den Konsumenten kaum zu kontrollierenden Qualitäten mit einem Wirkstoffgehalt von bis zu 95% auf dem illegalen Markt gehandelt wird, kann es aufgrund besonders reinen Heroins oder infolge giftiger Beimengungen ebenfalls zu einer tödlichen Überdosis kommen.Durch den Gebrauch nicht steriler Spritzen entsteht zusätzlich ein großes Risiko, sich beispielsweise mit Geschlechtskrankheiten, HIV oder Hepatitis zu infizieren.

Auf lange Sicht: Folgeschäden
Durch anhaltenden Heroinkonsum kommt es zu zahlreichen schweren Folgestörungen vor allem körperlicher und sozialer Art. Ein großer Teil der körperlichen Folgeschäden steht dabei in engem Zusammenhang mit der speziellen Verabreichungsform des Spritzens und der allgemein gesundheitsbelastenden Lebensweise Heroinabhängiger. Meist ist eine starke soziale Verelendung zu beobachten, verbunden mit einem ausgeprägten körperlichen Verfall. Zu den häufigsten gesundheitlichen Folgeschäden gehören Leberschäden sowie Magen- und Darmstörungen bis hin zum Darmverschluss, starke Gebissveränderungen durch Karies und Zahnausfall sowie Erkrankungen der Atemorgane, insbesondere der Lunge. Infolge der intravenösen Verabreichung kommt es häufig zu lokalen Infektionen, beispielsweise in Form von Abszessen oder Entzündungen von Lymphgefäßen oder Zellgewebe, zu schweren Schädigungen der Venen und zu Herzentzündungen. Nicht selten ziehen sich Konsumenten im Rauschzustand oder im Rahmen von Hirnkrämpfen Arm-, Bein- oder Schädelbrüche zu. Bei Männern kann es zudem zu Potenzstörungen, bei Frauen zu Menstruationsstörungen kommen.Neben diesen schwerwiegenden körperlichen Folgen sind mit dem chronischen Heroinkonsum vor allem Veränderungen der Persönlichkeit und der sozialen Situation verbunden. Aus dem hohen Bedarf an Heroin und den damit verbundenen Kosten resultieren häufig Beschaffungskriminalität und Prostitution, was im Zusammenhang mit dem starken Drogenkonsum meist bereits innerhalb kurzer Zeit zu Verwahrlosung und sozialer Isolation führt.
Die Frage der Abhängigkeit
Heroin gilt als das wirksamste, sowohl körperliche wie auch psychische Abhängigkeit erzeugende Suchtmittel, das derzeit bekannt ist. Je nach individuellen Einflussfaktoren kann sich bereits nach kurzzeitigem regelmäßigen Heroinkonsum eine Abhängigkeit mit allen Folgeerscheinungen herausbilden. Heroin wirkt weitaus stärker und mit wesentlich kürzerer Wirkdauer als Morphin. Hinzu kommt eine für Heroin typische sehr rasche Gewöhnung und Toleranzbildung. Als Folge muss die Substanz dem Körper in immer kürzeren Abständen und in immer höheren Dosen zugeführt werden, um den sich schnell einstellenden Entzugserscheinungen entgegenzuwirken. Diese reichen von verhältnismäßig leichten Symptomen wie Schwitzen, Frieren und Zittern bis hin zu starken Gliederschmerzen, Schlafstörungen und schweren Kreislaufzusammenbrüchen. In den meisten Fällen einer Heroinabhängigkeit steht deshalb nicht mehr die euphorisierende Wirkung der Substanz im Vordergrund, sondern es geht vielmehr darum, einen "normalen" Zustand, ohne die beschriebenen Entzugssymptome, aufrechtzuerhalten.
Gefährliche Mischungen
Manche Konsumenten mischen Heroin mit Kokain zu einem so genannten Speedball oder Cocktail. Da sich hierbei die verschiedenen Substanzen in ihrer Wirkung wechselseitig verstärken, gilt diese Mischung als besonders gefährlich.

Glossar
(Roh-) Opium
Ist der eingetrocknete Milchsaft des einjährigen Schlafmohns aus der Familie der Mohnpflanzen. Rohopium ist der Ausgangsstoff für die illegale Heroinherstellung
Alkaloid
Chemische Bezeichnung für eine leicht alkalische Verbindung meist pflanzlichen Ursprungs, deren Einnahme bestimmte physiologische Wirkungen auf den menschlichen Organismus hat.
Morphium
Allgemeinsprachliche Bezeichnung des Wirkstoffs Morphin, abgeleitet von Morpheus, dem griechischen Gott des Schlafes.
Derivat
Ein durch Veränderung der chemischen Struktur gewonnener Abkömmling einer chemischen Verbindung.
Acetylierung
Chemischer Prozess, bei dem in organischen Verbindungen Hydroxyl- oder Aminogruppen durch die Acetylgruppe ausgetauscht werden.
Rezeptoren
Spezialisierte Sinneszellen, die für die Reizwahrnehmung des Nervensystems verantwortlich sind.
toxisch
1. giftig wirkend,
2. auf einer Giftwirkung beruhend
Entzugssymptome
Die beim Absetzen einer zur Abhängigkeit führenden Substanz auftretenden körperlichen und psychischen Erscheinungen.
Toleranz
Die durch Gewöhnung an eine Substanz verringerte Empfindlichkeit und Reaktion des Körpers darauf

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Kokainintoxikation

Kokainintoxikation (Kokainvergiftung) Erstellt von : Dr. Carola Seidel 1. Betroffene Patientengruppen Drogennotfälle treten bei drei Personengruppen auf: Erstens bei Drogenkonsumenten, zweitens bei Bodypackern, das sind Drogenkuriere, und drittens bei Bodystuffern, das sind Drogenhändler auf Flucht vor der Polizei. 1.1 Bodypacker Bodypacker, also Drogenkuriere, schmuggeln Kokain und Heroin in Kondomen und ähnlichen Materialien verpackt im Magen-Darm-Trakt. Heroin wird meist aus afrikanischen und asiatischen Ländern, Kokain meist aus Südamerika eingeführt. Inzwischen wird der Cocabaum aber auch auf den Seychellen, in Ostafrika, in Indonesien und auf Sri Lanka angebaut, so daß man aus dem Einreiseland nicht mehr unbedingt auf die Droge schließen kann. Bodypacker tragen häufig ein vielfaches der letalen Dosis in sich, oft 5 – 7 g Kokain pro Kondom. Die Letaldosis liegt geschätzt bei 1-2 g oral, sie ist allerdings sehr variabel. Man sollte deshalb bei Patienten, die sich ohne Anamnese in einem Ausnahmezustand befinden , immer auch an eine Drogenintoxikation denken. Nachweis der Drogenpäckchen Die Kondompäckchen sind meist 1,5 bis 4 cm groß und lassen sich durch eine Abdomenleeraufnahme in den meisten Fällen nachweisen. Die Erfolgsquote liegt bei 70 bis 90 Prozent. Typisch sind für Kokain rundliche, weichteildichte Fremdkörper. Auch die Sonographie (Ultraschall) kann bei der Paketsuche im Magen-Darm-Trakt hilfreich sein. Falls alle diese Befunde negativ sind und trotzdem ein starker Verdacht besteht, sollte eine Röntgenkontrastuntersuchung oder ein Abdomen-CT durchgeführt werden. Eine chirurgische Entfernung ist nötig bei radiologischen Zeichen einer drohenden Ruptur (Zerreißung) der Päckchen. Diese zeigt sich durch ein Lufthalo um das Päckchen. Außerdem sollte bei Intoxikationserscheinungen (Vergiftungserscheinungen) und Ileussymptomatik (Darmverschluß) eine chirurgische Entfernung erfolgen. Eine konservative Therapie mit milden Abführmitteln darf nur bei fehlenden Intoxikationszeichen und unter strenger klinischer Kontrolle erfolgen. Es eignen sich Gastrografin, Buttermilch und Sauerkraut sowie Dulcolax und Natriumsulfat. Es sind Fälle bekannt, in denen die Ruptur der Päckchen zum Multiorganversagen und zum Tod geführt hat. Daraus ergibt sich, daß alle Drogenkuriere im Krankenhaus überwacht werden müssen und erst entlassen werden dürfen, wenn alle Päckchen abgesetzt wurden und die Röntgenkontrollen negativ sind. 1.2 Bodystuffer Als letzte Risikogruppe seien noch die Bodystuffer erwähnt, die auf der Flucht vor der Polizei ihre in Cellophan verpackten Drogen schlucken. Cellophan weist eine schlechte Reißfestigkeit auf, wodurch es schnell zu einer beträchtlichen Resorption (Aufnahme) der Droge aus dem Magen-Darm-Trakt kommt. 2. Beimengungen zu Drogen Bedenken muß man immer, daß es sich in 10 bis 20 % aller Drogennotfälle um Mischintoxikationen handelt. Teilweise beabsichtigt, teilweise aber auch durch die Unreinheit der eingenommenen Substanz bedingt. Beimengungen sind u.a. Coffein, Ephedrin, Theophyllin, Amphetamin, Metamphetamin, LSD, Heroin, Codein, Lokalanästhethika, Bicarbonat und Chinin. Auch analgetische Substanzen (Schmerzmittel) wie Salicylate, Paracetamol und Ketamin können beigemischt sein. 3. Herkunft und Geschichtliches 3.1 Das "Aspirin der Anden" Kokain wird aus den getrockneten Blättern des Cocastrauches gewonnen und ist weltweit der am meisten konsumierte psychoaktive Pflanzenstoff. Der Cocastrauch stammt aus den Regenwäldern der Anden und wird seit Jahrtausenden kultiviert und genutzt. Aus 100 kg Cocablättern können gute Chemiker 1 kg Kokain herstellen. Das Wort Coca stammt aus der Aymarasprache - die Aymara sind ein Indianerstamm - und bedeutet nichts weiter als Baum. Darin drückt sich die große kulturelle Bedeutung der Pflanze aus. Der älteste archäologische Beleg für das Cocakauen wird auf das Jahr 3000 v. Chr. datiert. Im trockenen Tiefland von Peru sind in zahlreichen präkolumbianischen Gräbern Reste von Coca-Blättern gefunden worden. In Nordchile wurden die Haare von Mumien auf Kokain und seine Hauptmetaboliten (Abbauprodukte) untersucht. In fast allen Proben wurden Spuren festgestellt. Coca hatte in vielen präkolumbianischen Kulturen eine äußerst wichtige Funktion als ökonomisches Austauschgut, als Medizin, als Aphrodisiakum, als Heilmittel und als rituelles Rauschmittel. Den Indianern war der Cocastrauch heilig, denn ein Leben ohne ihn schien in dem sauerstoffarmen Hochgebirge undenkbar. Es scheint, daß Kokain die Sauerstoffaufnahme ins Blut fördert. Es ist sicher, daß Cocablätter in der präkolumbianischen Zeit eine wichtige Arznei waren. Leider ist die Quellenlage sehr schlecht, so daß sich leider keine spezifischen Aussagen machen lassen. Der heutige volksmedizinische Gebrauch ist jedoch derart vielfältig, daß man die Coca das "Aspirin der Anden" genannt hat. Es wird bei Schmerzen aller Art, bei Neuralgien, Rheuma, Erkältungen, Grippe, Verdauungsstörungen, Koliken, verdorbenem Magen, Höhenkrankheit, Ermüdung, Schwächezuständen und zur Erleichterung der Geburt verwendet. Der Gebrauch von Coca als Dopingmittel geht auf die laufenden Boten der Inkazeit zurück. Diese Postläufer legten im Hochgebirge gewaltige Strecken zurück, um die Botschaften im Inkaimperium zu verteilen. Ohne Coca wäre dieser Postdienst wohl zusammengebrochen. 3.2 Berühmte "Kokser" in Europa Nach Europa wurde Kokain um 1870 gebracht. Kokain wurde damals zur Entwöhnung von Alkoholikern und Morphinabhängigen eingesetzt und war außerdem Mittel gegen Melancholie. 1884 wurde es zum ersten Mal als Lokalanästhetikum am Auge eingesetzt. Der Gebrauch von Kokain war in den goldenen Zwanzigern in Deutschland und in Italien weit verbreitet. Viele Karikaturisten versuchten sich an dem Thema. Kokain wird – im Gegensatz zu dem Bild – meistens ins Gemeinschaft konsumiert. Der Spender legt auf einem Spiegel mehrere Linien aus. Dann wird ein Geldschein zu einem Röhrchen aufgerollt und in Nasenloch geführt. Anschließend saugt man die Linie hoch und reicht den Spiegel an den nächsten weiter. Künstler, Musiker und Literaten lassen und ließen sich davon stimulieren. Ein berühmte Kokser war Hermann Göring, auch Adolf Hitler soll Kokain genommen haben. Der englische Schriftsteller Stevenson schrieb seinen berühmten Roman "Dr. Jekyll and Mr. Hyde" in sechs Tagen mit Hilfe des magischen Pulvers. Der Arzt Gottfried Benn hat Gedichte über Kokain geschrieben, dem er sehr ergeben war. Auch andere Dichter und Literaten ließen sich vom Kokain inspirieren: Georg Trakl und Klaus Mann. Der Komponist Richard Strauss schrieb seine Oper Arabella unter Kokaineinfluß. Vor allem der Vin Mariani, der kräftige Kokawein, hat die Künstler, Intelektuellen und Politiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts inspiriert. Die Schriftsteller Alexandre Dumas, Henrik Ibsen, Jules Vernes und H. G. Wells haben vom Mariani-Wein "gelebt" und unter seinem Einfluß geschrieben. Angeblich koksen heute auch hochdotierte Computerfachleute, Softwareentwickler und Programmierer, um dem Leistungsdruck standzuhalten. Der pro Kopf höchste Kokainverbrauch liegt verschiedenen Schätzungen zufolge konzentriert im Silicon Valley und in der Wallstreet. Kokain stimuliert nämlich das zentrale Nervensystem und macht viele Menschen besonders konzentrationsfähig und angstfrei. 4. Anwendung – Wie wird Kokain genommen? Kokain kann intravenös, geschnupft, geraucht und oral zugeführt werden. Auch die intravaginale (in die Scheide) Applikation und die Injektion in den Penisschaft sind beschrieben. Nach letzterem kam es zur Gangrän des Penis. Die Wirkung tritt bei i.v.-Gabe und beim Rauchen sofort ein, beim Schnupfen oder Schlucken nach 30 bis 60 Minuten. Crack ist die freie Base des Kokains und wird geraucht. Die Wirkung nach Rauchen scheint eine andere Qualität als die nach schnupfen zu haben. Den eher anregenden Rausch nach Schnupfen kann man wohl nicht mit dem umwerfenden Kurzzeitrausch des Crackrauchens vergleichen. Während geschnupftes oder oral genommenes Kokain für 20 bis 60 Minuten das Gefühl besonderer Konzentriertheit vermittelt, bewirkt Crack geraucht für 3 bis 5 Minuten einen unerhört starken Kick, was Körpergefühle angeht, sowie auch die Euphorie absoluter Omnipotenz. Kokain hinterläßt beim Konsumenten am nächsten Tag eine Schniefnase, auch Kokain-Schnupfen oder 24-hour-flu genannt. 5. Nachweisbarkeit in Blut und Urin Die Halbwertszeit der psychischen Wirkung beträgt 1 Stunde, die der somatischen (körperlichen) Wirkungen jedoch 5 bis 6 Stunden. Im Blut ist Kokain für bis zu 12 Stunden nachweisbar. die beiden Hauptmetabolite, Benzylecgonin und Methylecgoninester, können bis zu 48 Stunden nach Einnahme im Urin nachgewisen werden. Mit dem Radioimmunessay sind die Metaboliten für 4 bis 6 Tage nachweisbar. Kokainspiegel sind klinisch von geringem Wert, können aber in einigen Fällen eine forensische Bedeutung haben. 6. Psychische Wirkungen Die psychische Wirkung einer Einzeldosis zeichnet sich aus durch: allgemeines Wohlbefinden, die schon erwähnte Euphorie, eine gesteigerte Vigilanz (Aufmerksamkeit, Wachheit), ein überhöhtes Selbstvertrauen, das bis zur Selbstüberschätzung führen kann, aber auch eine verminderte Impulskontrolle, verbunden mit erhöhter Agressivität, die von einer Depression gefolgt sein kann. Es macht angstfrei, stimuliert das Bedürfnis nach Alkohol und wird als Aphrodisiakum genutzt.   7. Körperliche Nebenwirkungen Als Nebenwirkungen stehen Kopfschmerzen, Hypertonus (Bluthochdruck), Tachykardie (beschleunigter Herzschlag) und Mydriasis (weite Pupillen) im Vordergrund. Die Hypertonie und die Tachykardie sind beide dosisabhängig. Wenn die Hypertonie sehr ausgeprägt ist, kann eine Reflexbradykardie (langsamer Herzschlag) auftreten. Schon bei niedriger Dosierung kann Kokain zu weiten, lichtstarren Pupillen führen. 8. Kokainintoxikation - Erscheinungsbild Kokainintoxikationen sind nicht selten, weil Kokain schnell zu einer Gewöhnung führt. Zum Erreichen der gewünschten psychischen Wirkung müssen immer höhere Dosen Kokain eingenommen werden. Die Schwelle für somatische (körperliche) Nebenwirkungen bleibt aber gleich. Das führt dazu, daß sich die notwendige Wirkdosis immer mehr der toxischen Wirkung annähert. Die Kokainintoxikation zeichnet sich aus durch die Trias: weite Pupillen, kardiovaskuläre (das Herz-Kreislauf-und Gefäßsystem betreffende) Störungen und neurologische Störungen. Bei Crack-Rauchern kommen noch schwarzes Sputum (Auswurf) und Thoraxschmerzen (Brustschmerzen) dazu. Die Bestimmung von Letaldosen (tödlichen Dosen) ist schwierig. Es besteht wohl eine hohe individuelle Empfindlichkeit. Die geschätzten Letaldosen liegen für die orale Einnahme bei 1 g, für die i.v.-Zufuhr bei 200 mg. Die i.v.-Normaldosis beträgt 16 mg, beim Schnupfen sind 10 bis 35 mg eine übliche Menge. Eine große Dosis kann zum plötzlichen Tod führen aufgrund eines plötzlichen Herzversagens oder aufgrund von malignen Herzrhythmusstörungen.   Kokain hat eine mehrfache Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Es führt zu einer exzessiven Hypertonie, einer Tachykardie und Koronarspasmen (Verengungen der Herzkranzgefäße), Erscheinungen, die ihre Ursache in einem extrem gesteigerten Sympathikotonus haben. Die arterielle Hypertonie kann zu intrazerebralen Blutungen (Hirnblutungen) und zur Aortendissektion (Zerreißung der Bauchschlagader) führen. Der extrem erhöhte Sympathikotonus entsteht durch die Wiederaufnahmehemmung von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin am synaptischen Spalt. Außerdem ruft Kokain über eine zentrale Erregung von Rezeptoren im Hypothalamus Herz- und Gefäßreaktionen hervor, u.a. den schon erwähnten Vasospasmus an den Koronararterien. Gleichzeitig wirkt Kokain über eine Blockade der Natriumkanäle negativ inotrop, was es von allen anderen Psychostimulantien unterscheidet. Der generalisierte Vasospasmus (hervorgerufen durch die zentrale Erregung von Gefäßrezeptoren) führt oft zu einer passageren Minderdurchblutung aller Organe, d.h. u.a. Nieren, Rückenmark, Magen-Darm-Trakt und Phalangen (Zehen und Finger), die sich oft spontan erholt. Besonders gefürchtet sind jedoch die Myokardischiämien (Sauerstoffminderversorgung des Herzens). Es sind aber auch Darmischiämien (Sauerstoffminderversorgung des Darms) und Nierenversagen mit anschließender Dialysepflicht beschrieben. Es gibt drei Ursachen für die Myokardischiämien. Die schon erwähnte Tachykardie und der bestehende Hypertonus führen zu einem enorm gesteigerten O2 – Verbrauch des Herzens. Ein weiterer Faktor bei der Entstehung der Myokardischiämien sind die Koronarspasmen, die bei herzgesunden jungen Leuten zum Myokardinfakt führen können. Einen weiteren Faktor stellt die beobachtete erhöhte Thrombozytenaggregation dar. Die Myokardischiämien sind häufig und lassen sich weder vorhersagen noch ausschließen. Ein Myokardinfakt kann auch noch zwei Wochen nach dem letzten Kokainabusus auftreten. Dabei ist auch der Applikationsweg ohne Bedeutung. Bei i.v.-Gabe tritt er meistens innerhalb von 90 Minuten ein, aber auch noch nach 15 Stunden. Bei einer Angiographie können sich normale Koronarien zeigen, da der Vasospasmus der wichtigste Faktor ist. Die Myokardischiämien begünstigen ihrerseits die Entstehung von gefürchteten Rhythmusstörungen, die durch die erhöhten Katecholaminspiegel bei Kokainintoxikationen eh schon gehäuft auftreten. Es treten besonders häufig supraventrikuläre Tachykardien, AV-Dissoziationen und Reentry-Tachykardien. Das Auftreten von Rhythmusstörungen deutet auf eine schwere Intoxikation hin, genauso wie das Auftreten einer Hypotension (Blutdruckabfall). Durch seine blockierende Wirkung auf die Natriumkanäle wirkt Kokain zusätzlich arrhythmogen. Dies zeigt sich durch das Auftreten von breiten Kammerkomplexen, Blockbildern und ventrikulären Rhythmusstörungen. Die ventrikulären Rhythmusstörungen reichen von gehäuft auftretenden Extrasystolen bis zu Kammertachykardien und Kammerflimmern (Herzstillstand). Oft wird eine Laktatazidose beobachtet. Wie alle Lokalanästhetika wirkt auch Kokain negativ inotrop. Diese negative Inotropie überwiegt in jedem Fall die durch den gesteigerten Sympathikotonus hervorgerufene positive Inotropie. Es sind Fälle mit einer extremen Verminderung des Herzzeitvolumens beschrieben, welche sich ohne Residuen (Spätschäden) erholt haben. Die vasokonstriktionsbedingte Hypoperfusion der Organe und die Verminderung des Herzzeitvolumens führen bei gleichzeitig erhöhtem zellulären Metabolismus zu einer massiven Laktatazidose. Diese ausgeprägte Azidose mit ph-Werten bis zu 6,3 und Basenüberschüssen bis zu –32 mmol/l begünstigt wiederum die Entstehung von Rhythmusstörungen. Bei den psychiatrischen Intoxikationserscheinungen steht neben Angst, Agitiertheit und der paranoiden Psychose vor allem die Depression mit stark erhöhter Suizidalität im Vordergrund. Ganz wichtig ist hier ein beruhigender Umgang mit dem Patienten, ggf. ist die Gabe von Diazepam nötig. Bei den neurologischen Intoxikationserscheinungen handelt es sich um Kopfschmerzen, Epilepsien und Bewußtseinsstörungen. Die Kopfschmerzen können Vorboten oder erstes Symptom einer intrazerebralen Blutung sein, die als Folge der extremen Hypertonie auch ohne vorbestehende Gefäßmißbildung auftreten kann. Die Krampfanfälle sind ausschließlich generalisiert, tonisch-klonisch und meist selbstlimitierend. Das Auftreten eines Status epilepticus bedeutet jedoch höchste Alarmstufe, da dieser oft einer myokardialen Dekompensation, einer Rhabdomyolyse und einer Hyperthermie vorausgeht. Die Bewußtseinsstörungen können passager im Sinne einer Synkope verlaufen oder als Koma imponieren. Im letzteren Fall liegt häufig ein hämorrhagischer oder ein thromboembolischer Insult (Hirninfarkt) vor. Therapie der Wahl ist Diazepam, da es antikonvulsiv und beruhigend wirkt. Durch die erreichte Dämpfung des zentralen Sympathikotonus kann mit einer gewissen Erniedrigung von Herzfrequenz und Blutdruck gerechnet werden. Haldol und Chlorpromazin sollten aus 3 Gründen nicht gegeben werden: 1.erniedrigen sie die Krampfschwelle 2.wirken sie arrhythmogen und 3.können sie eine Hyperthermie auslösen. Ein Status epilepticus muß unter Umständen mit einer Barbituratnarkose unter Relaxierung unterbrochen werden. 9. Behandlung der Kokainintoxikation Die Kokainintoxikation erfordert ein rasches und aggressives Vorgehen. Als erstes sollte der Patient mittels Pulsoxymetrie, EKG und Blutdruckmanschette überwacht werden. Je nach Zustand ist auch eine arterielle Blutdruckmessung mit arteriellen Blutgasanalysen erforderlich. Häufig ist die Gabe von Sauerstoff nötig, genauso wie eine Sedierung mit Benzodiazepinen. Beim Vorliegen breiter Kammerkomplexe und Rhythmusstörungen ist die Gabe von Natriumbikarbonat angezeigt, in einer Dosierung von 1-2 mmol/kg. Das Bikarbonat hebt den Blut-ph, korregiert dadurch Elektrolytstörungen und bewirkt eine vermehrte Proteinbindung des Kokains. Eine weitere Behandlung der Rhythmussörungen ist am ehesten mit Verapamil einzuleiten, dessen Wirkung zwar erst im Tierversuch nachgewiesen wurde, dennoch von den meisten Autoren nicht als falsch angesehen wird. Dabei muß jedoch die negativ inotrope Wirkung beachtet werden. Vor Lidocain muß wegen der Möglichkeit Epilepsien auszulösen gewarnt werden. Auch Beta-Blocker sollten sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Durch die Betablockade kann es zu einer überschießenden Wirkung der durch Kokain freigesetzten Katecholamine kommen. Hierdurch können die arrhythmogenen Koronarspasmen unterhalten werden. Bei lebensbedrohlichen ventrikulären Tachykardien kann Propanolol (Dociton) wirksam sein. Eine Senkung des Blutdrucks wird am besten mit dem a -Blocker Phentolamin (Regitin) erreicht. Die Hypertonie spricht aber auch sehr gut auf Diazepam an, weil Diazepam den zentralen Sympathikotonus senkt. Gleiches gilt für die Tachykardien. Beim Vorliegen von Myokardischiämien sollten Nitrate oder Calciumantagonisten sowie Aspirin verabreicht werden. Die Behandlung eines Myokardinfarktes geschieht in üblicher Weise. Die Indikation zur Thrombolyse wird von einigen Autoren eng gestellt wegen der Gefahr der Hirnblutung. Andererseits sind in einer retrospektiven Studie an 155 Pat. 23 lysiert worden, ohne daß größere Probleme aufgetreten wären. Kokain kann durch Schädigung der Alveolarmembran, durch Veränderungen der mikrovaskulären Permeabilität oder durch ein akutes Linksherzversagen zum Lungenödem führen. Dieses bildet sich normalerweise nach 72 Stunden zurück. Anderen Quellen zufolge ist ein Lungenödem oft mit letalen Ausgängen assoziiert. Die Therapie besteht in der Gabe von Diuretika und Beatmung. Tritt eine Atemdepression auf, so enden die Verläufe oft letal. Vor der Atemdepression wird oft eine Zunahme von Atemfrequenz und Atemtiefe beobachtet. Kokain kann ebenso wie andere Psychostimulantien eine Hyperthermie auslösen. Diese ist in einigen Fällen von einer Rhabdomyolyse mit Nierenschädigung begleitet, dazu kommt häufig eine Hyperkaliämie. Als Ursache werden eine Störung der zentralen Thermoregulation und eine direkte Wirkung auf die Skelettmuskulatur diskutiert. Beim Verdacht auf eine Kokainintoxikation ist also wiederholt die Körpertemperatur zu messen. Die Therapie besteht in physikalischer Kühlung und der Minimierung der körperlichen Aktivität, d.h. ggf. medikamentöser Ruhigstellung. Die Hyperthermie ist oft lebensbedrohlich und wird oft auch von Krampfanfällen begleitet. 10. Kokaingenuß während der Schwangerschaft Sporadischer Gebrach in der Frühschwangerschaft bei intakten Lebensverhältnissen und ohne weitere schädigende Faktoren scheint das Mißbildungsrisiko nicht zu erhöhen. Folgen des ausgeprägten Kokainabusus sind die vorzeitige Plazentalösung (Plazenta = Mutterkuchen), eine erhöhte Abortrate, Frühgeburtlichkeit, Totgeburten, intrauterine Wachstumsverzögerung und Mikrozephalie (Hirnfehlbildung). Außerdem wurde über zerebrale Infarkte (Hirninfarkte), ein zweifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer nekrotisierenden Enterokolitis (Darmentzündung) beim Neugeborenen, Fehlbildungen von Urogenital- und Skelettsystem sowie über intestinale Atresien (Darmfehlbildungen) und Infarkte berichtet. Das weite Spektrum der Veränderungen läßt sich durch eine Vasokonstriktion (Verengung der Blutgefäße) mit nachfolgender Minderdurchblutung sowohl im Bereich der Plazenta als auch der fetalen Organe erklären. Bei Neugeborenen und bei Kindern wurde auch über Verhaltensaufälligkeiten und EEG-Veränderungen berichtet.

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